Samstag, 16. August 2014

Zwei Monde, viel Verwirrung

Als ich 1Q84 von Haruki Murakami vor mir hatte, dachte ich nur: Was für ein Schinken! In der deutschen Version muss man sich – die zwei Bücher zusammengenommen – durch über 1500 Seiten schlagen. Wer hat denn dafür Zeit?

Aber es war ganz und gar nicht anstrengend und so schnell habe ich so viele Seite wohl noch nie gelesen. Die Seiten fließen nur vor sich hin, nirgendwo stockt der Lesefluss, jedes Kapital endet mit einem Cliffhanger und man entwickelt echtes Interesse am Schicksal der zwei Hauptpersonen, Tengo und Aomame.

Doch wie bei jedem Buch von Murakami ist die Geschichte nur eine freie Leinwand, in der der Leser viel selbst projizieren kann. Die Handlung lässt sich eigentlich schnell zusammenfassen und die über 1500 Seiten werden eher mit der genauesten Beschreibung des Alltags gefüllt, anstatt mit einer komplizierten Geschichte.

Andere Romane von Haruki Murakami sind sogar noch minimalistischer und verzichten fast ganz auf einen großen Handlungsstrang. Diesmal ist es nicht ganz so esoterisch und 1Q84 bietet eine gute Mischung aus innerer Entwicklungsgeschichte, Anklänge an Fantasy und einer romantischen Erzählung.

Trotzdem habe ich mich gefragt, warum ich meine Zeit für dieses Buch geopfert habe. Wirklich bewegt oder gar aufgewühlt hat mich die Geschichte nämlich nicht. Die Liebe zwischen Tengo und Aomame ist zwar schön. Und die ständigen Anspielungen auf was noch kommen mag und das Rätselraten um die Paralleluniversen machen die Geschichte spannend zu lesen. Aber es bleibt zu wenig echte Erkenntnis und Anregung für so ein dickes Buch.

Es ist sehr gut gemachte Unterhaltung. Aber Murakami könnte mehr.

1Q84 (Buch 1, 2): Roman
1Q84 (Buch 3): Roman

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