Theoretisch versuchte die Verachtung des Genusses Robert Pfaller in seinem Buch "Das schmutzige Heilige und die reine Vernunft" zu beleuchten. Wir werden Untertanen unseres eigenen Drang zum Überoptimieren. Unsere Gesellschaft verliert die Beziehung zu Ritualen und zum Feiern, zum Sich-gehen-lassen. Ein langes Leben und Gesundheit scheint über allem zu stehen – doch was soll dieses gesunde, lange Leben wenn darin nichts mehr genossen wird? Zum Titel "Das schmutzige Heilige" kommt es, dass alles was Licht und Gut ist, auch eine negative Seite benötigt. Um das Leben zu geniessen, muss das Schmutzige zugelassen werden, die Lust und das Ungesunde – zeitweise – erlaubt sein.
Dies umfasst das Essen, das Rauchen, den Sex. "Wir überlassen den Sex der Unterschicht", erkennt Pfaller. Wer alles optimieren will, in Askese und in Neutralem aufgehen will, an dem geht auch das Leben vorbei. Wenn Politiker den Gesundheitsaposteln folgen und das Rauchen weiter einschränken, das Fett besteuern und Angst vor dem Sex erzeugen, dann wird die Freiheit des Einzelnen eingeschränkt. Jeder hat die Freiheit sich selbst zu gefährden – um das eigene Leben auch auskosten zu können.
Das schmutzige Heilige und die reine Vernunft: Symptome der Gegenwartskultur
Lexikon der populären Ernährungsirrtümer: Mißverständnisse, Fehlinterpretationen und Halbwahrheiten von Alkohol bis Zucker
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